Großbritannien 2013 – Tag 7
Heute geht es von Grantown-on-Spey weiter nach Norden in die Hauptstadt der Highlands nach Inverness. Inverness liegt an der Mündung des Flusses Ness in die Nordsee und ist auch danach benannt – „inbhir“ ist gälisch für „Mündung“. Es gibt hier oben allerlei Orte, deren Name mit „Inver-“ beginnt. Direkt am Fluss auf einer steilen Anhöhe gelegen befindet sich das Inverness Castle. Reiseleiter Franz berichtet amüsiert davon, dass manche Reiseführer berichten, die Burg sei einen Besuch wert, obwohl es sich hier in Wirklichkeit gar nicht um eine Touristenattraktion sondern um das örtliche Amtsgericht handelt. Vor dem Gebäude ist ein Denkmal für Flora MacDonald, die einst dem vom herrschenden Haus Hannover gejagten Thronprätendenten Charles Edward Stuart, genannt „Bonnie Prince Charlie“, der nach seiner Niederlage in der Schlacht von Culloden untergetaucht war, zur Flucht nach Frankreich verhalf, indem sie den als Hofdame verkeideten Schönling („Bonnie“) aus der Stadt schmuggelte. Charles Stuart konnte seinen Thronanspruch nie durchsetzen, gilt den Schotten aber als eine Art romantische Figur. Der Legende nach wird auch der leckere Whiskeylikör Drambuie nach einem Geheimrezept von Bonnie Prince Charlie hergestellt.
Von Inverness aus fahren wir nach Süden, zuerst am Fluss Ness entlang und dann am berühmten Loch Ness, dem größten See Großbritanniens. Das Ungeheuer hat allerdings einen freien Tag und zeigt sich nicht. Wir erreichen einen Landvorsprung, auf dem sich eine wirklich alte Burg befindet, Castle Urquhart, gebaut schon im 7. Jahrhundert. Dort machen wir Halt und besichtigen im Regen die Burg. Zunächst gibt es einen kleinen achtminütigen Film über tausendjährige Geschichte der Burg in einem kleinen Kino. Die Burg war lange in der Hand des Highlander-Clans Grant, dem sie einst vom König überschrieben worden war. Die Grants lagen sich aber immer in den Haaren mit dem Clan MacDonald aus der Nachbarschaft und eines Tages im 17. Jahrhundert entschied man sich, dass es sich nicht mehr lohne, die Burg zu halten, und damit sie nicht in die Hand des Feindes fällt, wurde sie kurzerhand mit etlichen Pulverfässern aufgefüllt und dann gesprengt. Am Ende des Films gibt es einen cleveren Effekt: die Leinwand fährt hoch, die Vorhänge fahren zur Seite und geben einen dramatischen Ausblick auf die Burg durch Panoramafenster frei. Dann besichtigen wir die Burg, bzw. ihre Ruinen. Die meisten ehemaligen Räume der Festung sind nur noch an ihren Mauerüberresten zu erkennen, nur der große Turm steht noch, auch wenn er an einer Seite offen ist. Hier finde ich die steilste Wendeltreppe, die ich je hochgestiegen bin; auf ca. 1.50 m Durchmesser geht die Treppe 5 m in einer Umdrehung hoch, und genauso steil geht es auch in den Kerker hinab. Zwei Personen kommen auf dieser Treppe nicht an einander vorbei. Kein Wunder, dass diese Menschen im Mittelalter nicht alt wurden, bei dem vielen Treppensteigen. Von der Burg aus hat man natürlich auch einen spektakulären Ausblick auf das Loch Ness und die Berge auf der anderen Seite. In einem Shop hier kann man natürlich jede Menge Nessie-Tinnef kaufen, z.B. niedliche Plüschfiguren und so weiter.
Von der Burg aus fahren wir weiter am Loch entlang nach Süden. Der Fluss kommt vom Loch Oich her, bevor er in den Loch Ness fließt, ist aber nicht schiffbar. Damit man hier Schiffahrt treiben kann hat man im 19. Jahrhundert parallel zum Fluss einen Kanal, den Caledonian Canal, gebaut, der sich im Ganzen durch das ganze Land zieht, von der Nordsee bis zum Atlantik. Allerdings liegt der Loch Oich 15 m höher als der Loch Ness, und so musste man eine Stufenschleuse bauen. Diese besichtigen wir am Südende des Loch Ness in Fort Augustus. Der Ort ist benannt nach einem englischen General, der hier einst mit seinen Truppen stationiert war, mit denen man die Highlander im Zaum hielt. Ein Fort gibt es hier allerdings nicht mehr. Die Schleuse geht über fünf Stufen, mit denen jeweils eine Höhe von 3 m überwunden wird. Für das 19. Jahrhundert schon beeindruckende Technik.
Dann reisen wir weiter, am Loch Oich entlang und auch am dritten See dieser Seenkette, dem Loch Lochy. Die Aussicht ist nach wie vor, auch im Regen, wunderbar. Dann geht es noch den weiten Weg zurück nach Grantown-on-Spey, wo wir zum zweiten Mal übernachten.
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