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Vitamin Z

Was man nicht zum Leben braucht

Großbritannien 2013 – Tag 4

Heute ist der erste Tag, an dem es etwas gemächlicher zugeht. Wieder ist Regen angesagt. Reiseführer Franz hat verschlafen, und so geht es erst mit einer halben Stunde Verzögerung los. Wir verlassen Llandrindod Wells in Richtung Nordwales. Es geht quer durch Wales, wieder Richtung Atlantikküste und wir durchqueren die wunderschöne Landschaft des Snowdonia National Park, mit dem höchsten Berg von Wales, dem Mount Snowdon (ca. 1000 m). Wider erwarten ist das Wetter schön.

Wir fahren ca. zwei Stunden, bis wir bei der Hafenstadt Porthmadog wieder die Küste erreichen. Dort wollen wir mit der Ffestiniog Railway fahren, eine alte Schmalspur-Dampfeisenbahn, die vor knapp 150 Jahren eingerichtet wurde, um Schiefer aus den Bergen zum Hafen zu transportierern. Lange wurde von hier Schiefer in die ganze Welt exportiert. Nach dem zweiten Weltkrieg sank jedoch der Bedarf an Schiefer, und der Abbau wurde hier schließlich eingestellt. Die Eisenbahn wurde nicht mehr benutzt und verfiel. Erst vor einigen Jahren haben Eisenbahnenthusiasten eine Gesellschaft gegründet, um die nostalgische Eisenbahn wieder zu beleben. Heute fährt sie, teils als Touristenattraktion, teils als Nehverkehrsmittel über eine ca. 20 km lange Strecke und wird vollständig von den Hobbyisten betrieben, sei es als Lokomotivführer oder als Schaffner. Für unsere Reisegruppe sind zwei Waggons reserviert. Die Waggons sind sehr eng und schmal. Eine alte Dampflok namens Brown Pony zieht den Zug. Die Fahrt ist gemütlich und dauert gut eine Stunde. Es geht hinauf in das Vorgebirge des Mt. Snowdon bis auf eine Höhe von ca. 250 m. Zwischendurch sehr schöne Aussicht in die Täler auf der einen Seite und auf das Schiefergestein auf der anderen. Der schweflige Geruch der verbrannten Steinkohle weht durch die offenen Fenster in den Zug. Zwischendurch trinken wir einen leckeren Cider, der im Zug verkauft wird. Schließlich erreichen wir unser Ziel, die Bergbausstadt Blaenau Ffestiniog. Eine gewaltige Halde Schieferabraum zeugt noch von der Vergangenheit. Hier wartet schon Fahrer Andrew mit unserem Bus und es geht wieder zurück nach England, Richtung Chester. Wir fahren an der walisischen Nordküste entlang, mit schönem Blick auf die Irische See.

Chester ist eine über 2.000 Jahre alte Römerstadt und hat eine noch vollständig erhaltene Stadtmauer, über die man spazieren kann, was wir später auch tun. Ebenfalls sehr interessant ist die Innenstadt von Chester. Hier gibt es in vier Hauptstraßen die so genannten Rows: auf der Höhe der Straße gibt es allerlei Geschäfte, zwischen denen immer wieder Treppen hinaufführen, zu einer Art durchgehenden Arkadengang im ersten Stock. Hier sind weitere Geschäfte oder Lokale. Darüber befinden sich dann meist noch mittelalterliche Fachwerkhäuser, die sehr hübsch anzusehen sind. Die Chester Rows soind wohl weltweit einzigartig. Zunächst machen wir einen Spaziergang über die Stadtmauer bis zur alten Römerbrücke über den Fluss Dee, an dem Chester liegt. Teilweis geht es von der Mauer ganz schön tief hinunter, vor allem zur alten Außenseite hin, bis zu 20 Meter, wobei es auf der Innenseite vielleicht nur 3–5 Meter sind. Ein ganzes Stück lang muss ich schon gegen meine Höhenangst ankämpfen, aber schließlich ist es überstanden. Dann besichtigen wir die Rows. Unterhalb einer dieser Arkaden finde ich einen Telekom-Shop und schaue mal hinein, um eventuell das Datenvolumen meiner britischen SIM-Karte aufzuladen. Das geht aber wohl nicht, erzählt mir der Mann hinter dem Tresen, und er ist bass ertstaunt, dass ich die Karte in mein iPad gesteckt habe. „That SIM doesn’t work in tablets, it’s not possible“ sagt er überzeugt, und lässt sich auch von meinem funktionierenden iPad nicht beeindrucken. Ich kaufe schließlich noch eine neue SIM, diesmal im richtigen Format für mein iPad. Mir fällt auf, dass diese SIM die gleiche PIN auf der Verpackung stehen hat wie die, die jetzt in meinem iPad steckt. Die Kassiererin gesteht, „yes, these all have the same PIN“. Hurra, Sicherheit! Dann gehen wir noch Eis essen und schließlich geht es weiter zum Hotel.

Das Hotel liegt etwa zwei Meilen außerhalb von Chester mitten im Nichts. Es spezialisiert sich auf die Austragung von Hochzeitsgesellschaften, aber wir bleiben von einer solchen Veranstaltung verschont. Zum Abendessen gibt es nun zum dritten Mal in Folge die Auswahl zwischen Hühnerbrust und Fischgedöns. Das Huhn, gestern noch mit Salbeisoße, ist heute mit Senfsoße und sehr lecker. Im Hotel gibt es zudem einen Swimmingpool, ein Fitnessstudio und sogar Squash-Courts. Ich nutze eine halbe Stunde lang das Schwimmbad, auf andere sportliche Betätigungen verzichte ich aber. Anschließend gibt es nochmal ein leckeres Ale an der Bar, und dann ist ist der Tag auch schon wieder vorbei.

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